
Manche von uns erleben Momente oder ganze Phasen, in denen die Dunkelheit Überhand zu nehmen scheint. In denen sie nicht weggehen will, in denen das Licht nur matt und müde auf einen herunter rieselt und kaum zu einem vorzudringen scheint.
Es ist einfach zu sagen, dass diese Phasen schon vorbei gehen, irgendwann ist alles wieder gut, die Sonne wird wieder scheinen, eine neue Tür wird sich öffnen, blabla. Dieser Optimismus ist nett. Aber wohl nur in Ausnahmefällen wirklich hilfreich. Oder angebracht.
Manchmal sind diese Momente kurz. Manchmal länger. Manchmal scheinen sie nie zu enden. Manchmal weiß man, dass sie, auch wenn sie enden werden, wiederkommen werden. Wieder und immer wieder.
Besonders bei letzterem fällt es einem dann schwer, die Kalendersprüche, die (vor allem) Nicht- oder Noch-Nie-Betroffene aus Verlegenheit, Überforderung oder gar simpler Ignoranz vom Stapel lassen, einfach wegzustecken. Manchmal sind diese Sprüche, diese gut gemeinten Ratschläge, nicht nur nicht hilfreich – sie können sogar Schaden anrichten. Wenn sich die Person nicht ernstgenommen fühlt, nicht gesehen fühlt. Wenn man nicht merkt, dass die beratschlagte Person im absoluten Jetzt-Zustand lebt, ihre ganze Energie dafür aufwendet, den Jetzt-Zustand zu überleben – und die theoretische Aussicht, dass es einem zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt besser gehen wird, hilft nicht mehr als ein Biene-Maja-Pflaster auf einer Fleischwunde.
Es erscheint fast so, als würden diese Ratschläge, diese wohlig marinierten Worte gar nicht für das Gegenüber gemeint sein. Sondern eigentlich für einen selbst. Weil man unterbewusst weiß, dass man keinen Plan hat, was man machen soll, was man sagen soll, was hier eigentlich los ist. Also sagt man Dinge, die man irgendwann bei Thalia auf einer überteuerten Postkarte gelesen hat.
Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende.
Was für ein abenteuerlicher, hohler, von Naivität berstender Bullshit. Am Ende wird nicht immer alles gut.
Wissenschaftlich und statistisch gesehen wird am Ende eigentlich gar nichts gut. Und es kann durchaus sein, dass es das Ende ist, jetzt gerade, und dass dieses Ende maximal beschissen ist und alles in Flammen untergehen wird.
Das Ding ist aber: Wir wissen es nicht. Wir wissen es nicht, ob es das Ende ist. Ich kann nicht versprechen, dass es besser wird, vielleicht wird es für einen Monat besser und dann zwei Monate lang noch schlimmer als es jemals zuvor gewesen ist. Aber die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, ist durchzuhalten.
Und wenn du keine Kraft mehr hast, dann verstehe ich das, dann sehe ich das, dann sage ich nicht, dass du dich zusammenreissen sollst, dass du einfach kämpfen sollst bis der sagenumwobende Tag, an dem alles gut sein wird, *puff* einfach da sein wird.
Ich sage dir nur: Du bist nicht alleine. Auch wenn du das denkst, wenn dieses Gefühl, du sitzt alleine in der Dunkelheit überwältigend ist. Ich bin da, andere sind da. Du kannst uns nicht sehen, weil das Licht nicht bis zu uns reicht. Aber wir sind da, sitzen neben dir in der Dunkelheit und lassen dich nicht alleine. Sind bereit nach dir zu greifen, deine Hand zu halten, dich zu stützen, wenn deine eigene Kraft nicht mehr reicht. Bis der Moment vorbei ist. Egal wie lange es dauert.