Technikblockade

Ich mag es einfach. Generell. Einfach bedeutet weniger Nachdenken, weniger Entscheidungen treffen müssen, schnelleres Verstehen und Umsetzen. Je komplexer, desto kackiger. Das ist meine Grundeinstellung, quasi meine Lebensphilosophie beziehungsweise die Lebensumstände, die ich zu vermeiden versuche. Kackige Lebensumstände.

Im Grunde ist das das Einzige, was ich als Lehre aus dem Matheunterricht in der Schule mitgenommen habe. Mathe ist komplex. Ergo: Kackige Zeugnisnote. Seit der Grundschule wuste ich also – ohne dass ich es schon damals auf diesen intellektuell einprägsamen Satz herunterbrechen konnte –, komplex ist doof, einfach ist gut.

Als ich 2011 meinen ersten iMac erwarb, war es einfach. Intuitiv zu bedienen. Schnell zu lernen. Heute habe ich auf meinem MacBook Musik, Podcasts und Filme in verschiedenen Apps bzw. Mediatheken. iTunes war einfach, warum auch immer mir Prime-Abo-Sachen bei Apple TV angezeigt werden ist es nicht.

Als ich das erste Mal ein Smartphone hatte, war es einfach. Intuitiv zu bedienen. Schnell zu lernen. Und die Fotos gut genug, um sie bei Facebook in ein Album reinzustellen, aber crappy enough, um nicht auf die Idee zu verfallen, täglich mein Mittagessen zu fotografieren und Influencer werden zu wollen.

Letzteres gab es damals noch nicht. Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt. Als ich das erste Mal ein Foto ins Internet stellte, sah es nach nichts aus. Und damit authentisch. Kein Redaktionsplan, kein Setting, kein Lichtring, keine sorgsam ausgesuchten Hashtags oder anderen gehirnzerfressenden Unsinn. Einfach ein Foto, einfach eine Momentaufnahme. Echt. Und einfach.

Posten ist zum Krampf geworden. Das Drumherum ist zum Krampf geworden. Da zu komplex und daher (sagen wir es gemeinsam:) kackig. Wobei mir das Posten von Fotos nicht mal fehlt. Aber die Einfachheit beim Texte schreiben/posten schon eher.

Wenn ich das Fenster hier schon aufmache und links, rechts, oben, unten sind tausend Sachen, die allesamt mit dem genüsslichen Vorgang des Schreibens nichts, aber auch absolut nichts zu tun haben, möchte ich reflexartig den Tab wieder schließen. Kategorien und Schlagwörter, Plugins und Permatitel, Open-Graph-Angaben und bitte immer schön an die Absätze und die H2-Headlines denken. Fuck you. Das ist Optimierungswahnsinn in Reinkultur und damit das Gegenteil von einfach.

Eigentlich wollte ich im Dezember jeden Tag bloggen. Offensichtlich habe ich das nicht. Nicht, weil ich keine Energie oder keine Zeit hatte. Sondern schlicht und einfach, weil ich das Gefühl bekomme, wenn ich diese Tools nicht richtig [sic!] verwende, nicht überall die richtigen Haken setze, nicht alles fein und artig ausfülle, ich das Ganze besser lassen sollte. Wozu hat man schließlich (im Jahr 2025) noch einen Blog, wenn man ihn in Sachen Reichweitenmaximierung nicht optimal verwendet? Da kann man doch auch gleich wieder zum Tagebuch greifen und dort für sich alleine vor sich hinfaseln, wie viel besser damals alles war.

Vielleicht wünscht sich ein Teil von mir, ich hätte lediglich eine Schreibblockade. Aber es ist schlimmer. Es ist eine Technikblockade und ich habe wirklich keinen Peil, wie ich die wieder loswerden soll.

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